Vielleicht mal an dieser Stelle eine Geschichte für all diejenigen Akkordeonisten, die eigentlich gerne mal bei uns im Orchester mitspielen wollen, aber sich nicht trauen, weil sie befürchten, dass das Niveau zu hoch ist und es vor lauter Ernsthaftigkeit bei uns sehr trocken zugeht. Ist aber wirklich nicht der Fall, wie gerade diese Geschichte um und mit einer Flasche Bier zeigt. Aber wie jede gute Geschichte hat auch diese eine Vorgeschichte und damit fangen wir am Besten an:
Also: Am vergangenen Sonntagnachmittag hatte das Akkordeonorchester Müllekoven gleich zwei Auftritte. Zunächst ging es zum Klosterfest in Sankt Augustin zu den Steyler Missonaren. Tausende Menschen. Sommerliche Temperaturen und erst mal Durst, den der Vorsitzende Detlef mit einer Lage alkoholfreier Getränke für alle Orchestermitglieder löschte. Nach dem gelungenen Auftritt ging es sofort weiter zum Pfarrfest nach Bergheim, wo die Zuhörerschar zwar etwas kleiner, der Durst dafür aber inzwischen um so größer war.
Da traf es sich gut, dass der Veranstalter – sozusagen als "Vorschusslorbeeren" – einen Kranz Bier vorbeibrachte. "Wenn er ein Bier bekommt, dann ist die Laune unseres Dirigenten Stephan gleich viel besser", flüsterte ein Spieler der zweiten Stimme seinem Nachbarn zu, um gleich hinterher mit einem "Ach nichts" abzuwiegeln, als der Orchesterleiter wissen wollte, was es denn da zu tuscheln gab. Soweit die Vorgeschichte.
Am darauffolgenden Montag war wie immer Probe in der Mehrzweckhalle Troisdorf. Dort steht normalerweise, wenn Dirigent Stephan zu seinem Notenpult schreitet, für ihn ein gefüllter Eierkarton bereit. Warum das so ist, entzieht sich der Kenntnis des Autors. Da der Karton aber von seinem Schwiegervater Hans Dieter mitgebracht wird, liegt die Vermutung nahe, dass es ein bei der Frage der Mitgift für Stephans bessere Hälfte ausgehandeltes Deputat ist. Vielleicht ist es aber auch eine aus steuerlichen Gründen verdeckte Honorarzahlung. Wie dem auch sei: Diesmal fehlten die Eier wie auch der Schwiegervater. Statt dessen wunderte sich Dirigent Stephan, dass neben seinem Notenpult eine Flasche Kölsch stand, drapiert mit einer Schleife in der Vereinsfarbe blau und einem aufgeklebten Etikett. Die Aufschrift des Möchtegern-Poeten:
"Damit er gute Laune hat,
bekommt der Maestro hier,
als Deputat
zum Dirigat
'ne volle Flasche Bier". (selbiges war allerdings leider warm).
Natürlich wollte der solchermaßen beschenkte Maestro wissen, wer denn der Spender des alkoholhaltigen "Warmgetränks" sei, aber es meldete sich niemand. Vielleicht war's der Schwiegervater (obwohl der ja bei der Probe nicht anwesend war), vielleicht der Spieler der zweiten Stimme, der den Zusammenhang zwischen Bier und guter Laune des Chefs als Erster registriert hatte. Wie dem auch sei: Das Deputat zeigte Wirkung: Immer wenn bei einem Stück von den Spielern gar zu frei improvisiert wurde, reichte dem Chef schon der Blick auf die Flasche, um seine Miene deutlich sichtbar aufzuhellen. Angeblich kursiert jetzt in der Spielerschar eine Liste, wer wann reihum dran ist, bei künftigen Proben eine Flasche Kölsch mitzubringen. Doch nichts Genaues weiß man nicht.
Da denn: Prost!